Wir haben uns im ersten Teil dieses Blogs mit den Ursachen, Symptomen und der Diagnose eines Kreuzbandrisses beim Hund beschäftigt. Heute wollen wir herausfinden, was uns denn für Therapiemöglichkeiten bei dieser Diagnose zur Verfügung stehen.
Je nach Alter, Größe, Gewicht und Gesundheit des Tieres kann zwischen verschiedenen Therapiemöglichkeiten gewählt werden.
Operationsmöglichkeiten
Es gibt verschiedene OP-Methoden. Die am weitesten verbreiteten ist zum einen die TPLO (Tibia Plateau Leveling Osteotomy). Dabei wird die Tibia (das Schienbein) in die notwendige Position gebracht. Dabei wird der Winkel des Tibiaplateaus (Gelenkfläche des Schienbeins) von ca. 25° (individuell verschieden) auf etwa 5° gedreht. Das gerissene Kreuzband wir dabei nicht ersetzt. Ziel ist es, die Funktion des Kreuzbandes, also den Vorschub innerhalb einer Bewegung abzufedern und damit überflüssig zu machen.
Eine weitere Operationsoption ist die TTA ( Tibial Tuberosity Advancement) Methode. Dabei wird der vordere Rand der Tibia weiter nach vorne gebracht, um ein Gleiten des Unterschenkels zu verhindern. Damit wird die Funktion des vorderen Kreuzbandes durch eine Veränderung der Biomechanik aufgefangen und so die auf dies Kreuzband wirkenden Kräfte auf 0 reduziert. Auch bei dieser Methode wird das gerissene Kreuzband überflüssig und damit auch nicht ersetzt.
Im Anschluss an die OP sollte unbedingt die Physiotherapie erfolgen um den Heilungsprozess bestmöglich zu unterstützen und einer Arthrose vorzubeugen.
Die Physiotherapie als Teil der Behandlung kann sehr effektiv sein kann um:
- Schmerzen zu lindern
- die Muskelmasse aufzubauen
- einer Muskelatrophie entgegenzuwirken oder sie zu reduzieren
- Kontrakturen der Muskulatur entgegenzuwirken
- das Bewegungsausmaß des Gelenks zu erhöhen
- die Gliedmaßen Funktion wiederherzustellen
Grundsätzlich hat unser Vierbeiner nach einer OP erst einmal 4 -6 Wochen strenge Leinenpflicht. Abrupte Bewegungen sind zu vermeiden, um einen guten Heilungsprozess nicht zu gefährden.
Ab dem 2. Tag nach der OP sind schon passive Bewegungen des Knies durch einen gut ausgebildeten Physiotherapeuten möglich. Zudem ist eine Massage des gesamten Körpers empfehlenswert, um aufgebaute Schonhaltungen und Verspannungen abzubauen. Der Kreuzbandriss ist meist kein akutes Geschehen. Es bestehen häufig schon länger Fehlhaltungen, die in Muskelverspannungen enden.
Es ist darüber hinaus sinnvoll, das andere Knie des Hundes vorbeugend zu behandeln. Oft kommt es durch die Fehlbelastungen auf der erkrankten Seite zu einer Überlastung des Kreuzbandes auf der noch gesunden Seite, die dann dort wiederum zu einer weitere Ruptur des Kreuzbandes führen kann.
Zur Schmerzlinderung kann nach der OP (je nach Art) auch die Thermo- Elektro- oder Magnetfeldtherapie zum Einsatz kommen.
Nach ein paar Wochen kann der Muskelaufbau mit aktiven Übungen oder auch auf dem Unterwasserlaufband beginnen.
Und so kann das konkret aussehen:
1. Passive Bewegungstherapie
Das Kniegelenk kann ab dem 2. Tag bzw. nach Entfernen des Verbands vorsichtig in alle physiologischen Richtungen bewegt werden.

Die Muskulatur (v. a. M. quadriceps und M. gastrocnemius) werden gedehnt. So bleibt die Beweglichkeit erhalten oder kann wiederhergestellt werden. Kontrakturen, das heißt das „Zusammenziehen“ der Muskulatur und der Gelenkkapsel sowie Knorpeldegenerationen (Schädigungen), können verhindert werden. Da es zu Verspannungen in Hüfte und Sprunggelenk kommen kann, sollte diese ebenfalls täglich passiv bewegt werden.

2. Massage
Mit der Massage kann auch direkt nach dem 2. Tag der OP begonnen werden. Wir können dadurch die Durchblutung (Sauerstoff- und Nährstofftransport und
Schlackenabtransport) steigern, Schmerzen vermindern und Verspannungen lösen. Zudem kann die Kniescheibe (Patella) vorsichtig mobilisiert werden.
Eventuell ist auch eine Ganzkörpermassage sinnvoll, um die durch die Fehlbelastung entstandenen Verspannungen zu lösen.
3. Thermotherapie
Mit dem Einsatz von Coldpacks oder auch Eis- Lollipopps, die auf das Knie gelegt werden, können wir Entzündungen, Schwellungen und Schmerzen vermindern.
Sofern das Gelenk nicht außergewöhnlich warm ist – können wir mit Hotpacks oder auch erwärmten Kirschkernkissen arbeiten, die auf das Knie aufgelegt werden, um die passive Bewegungstherapie gut vorzubereiten. Durch die Wärme ergibt sich eine bessere Elastizität des Bindegewebes und eine gute Konsistenz der Gelenksflüssigkeit, die so für die Knorpelernährung besser im Gelenk verteilt wird. Auch Rotlicht kann bei starken Verspannungen zur Vorbereitung der Muskulatur auf Dehnungen und Massagen eingesetzt werden.
4. Laser– und Elektrotherapie
Ist eine gute Möglichkeit zur Schmerzlinderung und schnelleren Wundheilung. Die Low-Level-Lasertherapie, auch Soft-Laser-Therapie genannt, ist eine nebenwirkungsfreie Regulationstherapie, bei der durch Laserstrahlung eine hohe Menge an Energie im Gewebe freigesetzt wird, die zur Reaktivierung der Stoffwechselaktivitäten und zur Anregung der Selbstheilungskräfte eingesetzt wird.
5. Taping des Kniegelenks zur Stabilisierung
Sollte keine OP durchgeführt worden sein ist das Tape eine gute Möglichkeit zur Stabilisierung des Knies.

6. Aktive Bewegungstherapie
Am Anfang sollte unser Vierbeiner viele kurze (max. 5 min) und sehr langsame Spaziergänge an der Leine unternehmen. Nach ca. 2 Wochen können wir die Spaziergänge langsam bis auf 15–20 Minuten steigern. Dann können auch spezielle Übungen eingebaut werden. Das sind
- Gleichgewichtsübungen (isometrische Übungen)
- Sitz- und Stehübungen
- Gehen in Kreisen
- bergauf gehen
- im tiefen Untergrund gehen für eine gute Propriozeption (Tiefenwahrnehmung)
- Hindernisarbeit für die Koordination oder auch das „Tanzen“

Auch Übungen auf dem Trampolin oder der Rüttelplatte zur Nervenstimulation und Muskelaufbau können hilfreich sein. Die Rüttelplatte sollte aber nur zum Einsatz kommen, sofern kein Implantat eingesetzt wurde. Es kann hier sonst zu Lockerungen kommen.

Ob mit oder ohne OP, es stehen uns eine Vielzahl an Möglichkeiten zur Verfügung, um unserem Hund zu helfen wieder lahm frei laufen zu können. Den tatsächlichen Therapieplan müssen Tierarzt und Therapeut für jedes Tier natürlich individuell zusammenstellen.
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