Kinesiotape beim Pferd/ Hund – mehr als bunte Klebebänder
Ich oute mich als totaler Taping Fan! Tapinganlagen können einfach so wunderbar die Primärtherapie unterstützen und sind so vielfach einsetzbar. Was es mit den bunten Klebebändern auf sich hat, wie sie wirken, wie man sie einsetzen kann und was es mit den Farben auf sich hat, dass wollen wir uns heute einmal anschauen.
Unterschied konventionelles Tape (Sporttape) vs. Elastisches Tape (Kinesiotape)
Konventionelle Tapes sind nicht elastisch, sondern zugfest. So soll beispielsweise die Bewegungsmöglichkeit von Gelenken und Bändern insbesondere bei sportlichen Aktivitäten eingeschränkt werden. Hier geht es vorwiegend darum das Gelenk ruhig zu stellen und Schmerz zu reduzieren. Das unelastische Sporttape hat eine völlig andere Wirkungsweise als das Kinesiotape, wobei es Tapeanlagen gibt, bei denen beide Tapearten kombiniert werden. Im Pferdesport konnte sich das Sporttape allerdings nicht durchsetzen, da die Kräfte zu groß sind um eine Stabilisierung über das Tape zu erreichen.
Als kleine Randnotiz – im Pferdsport versucht man mit Gamaschen Bänder und Sehnen zu stützen. Untersuchungen zeigen jedoch, dass dies kaum möglich ist, sondern Gamaschen lediglich vor Verletzungen durch Anschlage oder Huftritte schützen.
Elastische Tapes hingegen haben eine völlig andere Wirkungsweise. Das Kinesio-Tape besteht aus einem Baumwollgewebe und ist nicht starr und einschränkend sondern in die Längsrichtung dehnbar. Das Tape ermöglicht damit kontrollierte, moderate Bewegungen, die den Heilungsprozess bestimmter Verletzungen positiv beeinflussen kann.

Zurückzuführen ist die Idee der Therapiemethodik auf den japanischen Chiropraktiker Dr. Kenzo Kase. Er entwickelte vor rund 40 Jahren das erste kinesiologische Tape. Grundlegenden Überlegungen zur Entwicklung des Tapes befassten sich mit der Erkenntnis, dass z. B. bei bestimmten Sportverletzungen nicht die Ruhigstellung von Gelenken – wie sie durch den Einsatz von Sporttape erreicht wird – sondern bewusst die Mobilisation des Stütz- und Bewegungsapparates gewährleistet sein soll.
Der große Unterschied: Im Gegensatz zu starren Tapes, die die Bewegung einschränken, unterstützen Elastische Tapes die Bewegung und geben minimale Impulse über die Haut auf die Rezeptoren. Sie aktivieren somit die Gewebeaktivität und Stoffwechselvorgänge im Körper. Folglich werden Heilungsvorgänge forciert und die Bewegungsmechanik verbessert.
Die Wirkung
Das Kinesiotape stellt immer eine Ergänzung zur manuellen Therapie dar. Die Tapinganlagen können die Nachwirkungen einer Primärtherapie um ein vielfaches Verlängern und intensivieren.
Allgemeine Effekte können sein:
- Schmerzreduktion durch Stimulation der Hautrezeptoren
- Tonus-Ausgleich der Muskulatur → Wiederherstellung der Muskelbalance
- Verbesserung der Faszien-Funktionalität durch das Lösen von Verklebungen
- Anregung von Blut und Lymphfluss durch Forcierung der Mikrozirkulation
- Korrektur von Haltungsschwächen, Schonhaltungen und Gelenkfehlstellungen
- Einflussnahme auf die Koordination des Körperwahrnehmung des Pferdes.
Farbenlehre
Kinesiotapes sind in verschiedenen Farben erhältlich. Grundsätzlich sind die Tapes, egal welcher Farbe, identisch vom Material. Es gibt keine unterschiedlichen Stärken oder Spannungen der Tapes. Es ist unbestritten, das Farben eine Wirkung auf den Körper haben, aber wie diese zustande kommt, wird sehr gegensätzlich diskutiert. Farben werden vom Auge wahrgenommen, man geht aber auch davon aus, das Schwingungen über die Hautrezeptoren aufgenommen werden können.
Laut der kinesiologischen Farblehre wirken Kinesio-Tapes in Rottönen anregend, aktivierend und wärmend, während blaue und grüne Kinesio-Tapes beruhigend und kühlend wirken. Als neutral zu sehen sind die Tape Farben beige und schwarz. Was wir aber festhalten wollen, ist das die korrekte Anlagetechnik und nicht die Farbwahl des Tapes für den Therapieerfolg auschlaggebend ist. Falsch gewählte Farben können aber ggf. blockieren oder in eine falsche Richtung führen. Auch wenn man ein Skeptiker ist, macht man nichts falsch wenn man sich nach dieser Farblehre richtet.
Die verschiedenen Tapinganlagen
Man unterscheidet vier Basisanlageformen: Muskel, Ligament- Lymph- und Korrekturanlagen. Hinzu kommen spezielle Anlagen in wie Faszienanlagen, Nervenanlage, Tapeanlage für Narben, Segmentanlage, Meridiananlage oder auch Kombinationen daraus. Die Entwicklung geht auch hier stetig weiter und das ist mit Sicherheit noch nicht das Ende. Damit das Tape in korrekter Position mit den exakten Zugrichtungen angebracht werden kann, ist es von fundamentalte Bedeutung, dass der Therapeut sehr gute Kenntnisse der anatomischen Strukturen eine Pferdes sowie der physiologischen Abläufe des Pferdes besitzt.
Beispiele
Damit das Ganze nicht zu abstrakt bleibt – hier ein paar Beispiel von verschiedenen Tapinganlagen.
Beispiel Lymphanlage

Ein intaktes Lymphsystem ist wichtig für die Gesundheit und das Wohlbefinden des Pferdes, denn wie beim Menschen, ist es ein essentieller Bestandteil des Immunsystems.
Das Lymphgefäßsystem ist neben den Arterien und Venen das dritte große Gefäßsystem im Körper des Pferdes. Es ist ein Drainage- und Transportsystem – oder auch Müllabfuhr und Gesundheitspolizei des Körpers – mit dazwischengeschalteten Lymphknoten.

Pferde haben bis zu 20 mal mehr Lymphknoten als Menschen
Ein Pferd besitzt rund 8.000 Lymphknoten, ein Mensch nur 400 bis 600. Da das Lymphsystem über keine eigene Pumpe (wie das Herz im Blutkreislauf) verfügt und das Lymphsystem mit 8.000 Lymphknoten sehr komplex ist, ist der Lymphfluss beim Pferd relativ langsam im Vergleich zum Menschen. Hier ein Lymphtape bei einem Pferd mit stark angelaufener Hintergliedmaße. Am Tag danach war die Hintergliedmaße deutlich abgeschwollen und die Lymphe abtransportiert.
Beispiel Korrekturanlage
Eine Ziege kam mit einer Fehlstellung der Vordergliedmaße auf die Welt. Wir haben es zur Unterstützung getapt und nach einer Woche konnte das Zicklein schon gut mit den anderen mitlaufen.

Beispiel Propriozeptionstape
Aufgrund einer Keilwirbelproblematik hatte dieser Hund einen schleifenden Gang. Durch das Propriozeptionstape wurde das Gangbild nach wenigen Minuten bereits besser. Auch hier konnte das Tape gute Unterstützung leisten.

Soviel zum Thema Taping beim Pferd, Hund oder auch anderen Haustieren.
Es gibt wie immer noch viel mehr über das Thema zu sagen, aber das war es erst einmal für heute. Ich hoffe ihr konntet etwas für euch mitnehmen und wünsche Euch eine gute Zeit bis zum nächsten Video wenn es wieder heißt einschalten und fit bleiben. Bis dahin!