Hand aufs Herz – wer weiß genau Bescheid über das ISG – das Iliosakralgelenk oder auch Kreuzdarmbeingelenk genannt?
Man hat viel darüber gehört vor allem über diverse Blockaden, aber meist können wir das ISG nicht genau einordnen. Daher hier ein kleiner Überblick, Symptome, Diagnose- und Therapiemöglichkeiten zu diesem spannenden Gelenk.
Überblick
Was und wo ist das Iliosakralgelenk (ISG)?
- Das ISG ist eigentlich die ISGs. Es sind nämlich gleich zwei.
- Es ist die Verbindung zwischen dem hinteren Teil der Wirbelsäule speziell dem Kreuzbein (Os Sacrum) und dem Darmbein (Os illium) – daher auch Kreuzdarmbeingelenk genannt.
- Das ISG ist ein straffes Gelenk (Amphiarthrose), das heißt ein Gelenk mit durch straffe Bänder eingeschränkter Beweglichkeit.
- Es hat keine Eigenmuskulatur sondern nur umliegende Muskulatur, die das Gelenk bewegt oder auch blockiert.
Für was brauchen wir unsere Iliosakralgelenke?
- Sie sind der Motor für unser Pferde: Die ISGs sind für die Kraftübertragung von den Hintergliedmaßen (Hinterbeinen) auf die Wirbelsäule zuständig
- Durch den gut ausgebildeten Bandapparat hat es eine sehr gute Stabilität und ist damit in der Lage, die in der Hinterhand entwickelte Schubkraft nahezu verlustfrei auf die Wirbelsäule zu übertragen.
- Sie wirken wie Stoßdämpfer: Eine minimale Beweglichkeit in diesem Gelenk, im Sinne einer Federung, ist wichtig und erforderlich für die Übertragung des ebenfalls in den Hintergliedmaßen entwickelten Schwungs und sichert so die Elastizität der Bewegung.
- Wir haben Schiebebewegungen und Nutationsbewegungen (Die Basis des Kreuzbeins verlagert sich nach vorn und unten, die Spitze nach hinten und leicht nach oben) . Die Gegenrichtung ist die Kontranutation.
Ursachen
Wie kann zu Störungen in dem Bereich kommen?
Verantwortlich für eine ISG-Blockade sind häufig Zug- oder Druckbelastungen auf den Bandapparat des Iliosakralgelenks. Diese entstehen zum Beispiel durch Fehlhaltungen der Hintergliedmaße (Hufstellung), Stürze, Fehl- oder Überbelastungen durch den Reiter oder auch Probleme in der Vorhand die zu einer vermehrten Lastaufnahme der Hinterhand führen können.
Auch wenn zu viel zu früh von jungen Pferden verlangt wird, kann das zu immer wiederkehrenden Problemen im ISG führen. Der Grund dafür: Das Os sacrum also das Kreuzbein unserer Pferde wird erst mit 5 Jahren vollständig verknöchert und erlangt erst dann eine entsprechende Stabilität. Wenn wir also zu früh das junge Pferd zu stark belasten, kann es zu Störungen in diesem Bereich kommen.
Auch der sogenannten „Fohlengriff“ bei dem das Fohlen an der Schweifrübe gehalten wird und diese teilweise sogar bis auf die Kruppe geklappt wird, kann zu Schäden im ISG führen. Denn das Kreuzbein geht über in die Schwanzwirbel also die Schweifrübe. Damit kippt das Kreuzbein stark nach vorne unten, Bänder werden überdehnt und das Gelenk ist im schlimmstenfalls beschädigt.
Symptome
Symptome können vielfältig sein. Hier ein kleiner Überblick:
- Bewegungsunfreude (Faulheit)
- Taktunreinheiten bis hin zu ungeklärten Lahmheiten in der Hinterhand
- Probleme bei Lastaufnahme besonders auf gebogenen Linien
- Probleme grundsätzlich bei der Versammlung
- Deutlich reduziertes Untertreten der Hinterhand
- Probleme bei fliegende Galoppwechseln
Diagnose
Wie kann man jetzt aber rausfinden, ob es wirklich ein Problem im ISG gibt?
Da die Gelenke nicht an der Oberfläche liegen, kann man sie nicht ertasten. Eine klinische Untersuchung kann deshalb nur eine Verdachtsdiagnose liefern, welche durch chiropraktische bzw. osteopathische Untersuchungen erhärtet werden kann.
Bildgebende Verfahren sind ebenfalls schwierig bzw. sehr aufwändig. Weil die Gelenke tief liegen, schließen sich eine röntgenologische Untersuchung und MRT aus. Eine Szintigrafie ist nur bei knöcherner Beteiligung aussagekräftig.
Aufschluss über eine Störung kann gegebenenfalls eine transrektale Ultraschalluntersuchung mit entsprechenden Ultraschallgeräten geben.
Therapiemöglichkeiten
Uns stehen verschiedene Therapiemöglichkeiten zur Verfügung:
Konservative Behandlung
- ISG Störungen können konservative behandelt werden mit z.B. lokalen Injektionen oder Gabe von Schmerzmitteln.
Physikalische Maßnahmen
- Thermotherapie: Zufuhr (Wärme) oder Entzug (Kälte) zur Beeinflussung von Entzündungsmediatoren und der Kollagendehnbarkeit und um die Weiterleitung von Schmerzimpulsen zu modifizieren (z.B. Kirschkernkissen oder Solarium)
- Elektrotherapie für die Schmerzkontrolle und die neuromuskuläre Rehabilitation
- Mechanische Reize (z.B. Massage, Vibration, Dehnungsübungen, Bewegungsprogramm, Hydrotherapie) für schnellere Rehabilitation.
- Tapinganlage zur Schmerzreduktion
Manipulationstherapie
- Chiropraktik
- Osteopathie
- Physiotherapie
Bewegungstherapie
- Aufbau der Kruppen- und Rückenmuskulatur: innere Lendenmuskeln, äußere Hüft – und Kruppenmuskeln, lange Sitzbeinmuskeln und Kniegelenkstrecker. Die inneren Lendenmuskeln gehören zusammen mit dem langen Rückenmuskel zu den wichtigsten Muskeln beim gerittenen Pferd.
- Lange Aufwärmphasen, Cavalettiarbeit um die Schrittlänge zu erweitern.
- Gymnastizieren über Seitengänge über das Reiten oder die Bodenarbeit
Huf und Ausrüstungskontrolle
- Zehenstellung des Pferdes vom Hufschmied kontrollieren und ggf. anpassen lassen
- Sattelkontrolle zur optimalen Reitergewichtsverteilung auf dem Pferderücken
- Reiterschulung durch einen professionellen Trainer
Soviel erst einmal an der Stelle zu den Iliosakralgelenken unserer Pferde. Wie immer gibt es auch hier noch viel mehr zu sagen, aber ich hoffe ich konnte für Euch erst einmal die wesentlichen Dinge zusammen fassen und einen guten Überblick geben.
In diesem Sinne bis zum nächsten Mal wenn es wieder heißt – Einschalten und fit bleiben!
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