Seite 2 von 2

Was tun? Cauda Equina Syndrom beim Hund

Die ersten Anzeichen sind oft vom Besitzer noch unbemerkt. Es gibt aber erste Zeichen, auf die man achten kann: Der Hund springt auf und jault leise oder ist einfach nicht mehr so freudig beim Spazierengehen. Treppensteigen und Springen wird schwieriger. Wenn es früher hieß „schneller, höher, weiter“, bleibt unser Vierbeiniger Freund auch gerne einmal auf dem Sofa oder in seinem Körbchen liegen.

Oft bemerken wir ein leichtes Zehenschleifen an den Hinterbeinen. Der Hund kann auch zeitweise lahmen. Die Krankheit entwickelt sich über 1 – 3 Jahre und betrifft meist große Hunde. Theoretisch können aber natürlich alle Hunde betroffen sein.

Hier ist übrigens die YouTube-Variante dieses Artikels, falls du lieber Videos schaust als Texte zu lesen

Die Ursache

Die häufigste Ursache für ein Cauda Equina Syndrom ist die degenerative lumbosakrale Stenose (DLSS). Das ist eine Kompression der Nervenwurzeln im lumbosacralen Übergangs – also im Bereich des  letzten Lendenwirbel zum Kreuzbein des Hundes. An den letzten beiden Lendenwirbel endet das Rückenmark und zahlreiche Nerven treten aus. Diese langen, austretenden Nervenwurzeln nennt man Cauda-equina (lat. Pferdeschweif), da das Austreten der Nerven am Ende des Rückenmarks genauso aussieht.

Werden die Nerven aufgrund von Verengungen im Wirbelkanal (Stenose) oder den Nervenwurzellöchern komprimiert oder gequetscht, kommt es unweigerlich zu Schmerzen, da ein mechanischer Druck auf die Nervenwurzeln ausgelöst wird und es somit zu einer Schädigung der Nervenfasern kommen kann. Das kann z.B. durch verschleißbedingte Arthrosen passieren. Aber auch Tumore, Frakturen, Bandscheibenvorfälle können krankheitsauslösend sein.

Symptome

Es kommt zu „Signalstörungen“ die folgende neurologische Ausfälle mit sich bringen kann:

  • Zehenschleifen.
  • verminderte Stellreflexe
  • Überköten (die Pfote wird nicht mehr mit dem Ballen aufgesetzt)
  • Die Hinterhand knickt weg oder ein, teilweise mit Lähmungserscheinungen
  • Lähmungserscheinungen der Rute (ein Schwanzwedeln ist nicht mehr möglich)
  • Unkontrollierter Harn und Kotabsatz
  • Muskelatrophie der Hinterhand
Merk dir diesen Artikel auf Pinterest!

Erstellung der Diagnose

Der Besuch beim Tierarzt ist unabdingbar für eine genaue Abklärung der Erkrankung. Zuerst einmal wird das Tier geröntgt um Frakturen, Athrosen und ggf. Tumore zu erkennen. Im zweiten Schritt wird meist ein MRT oder CT empfohlen um die Weichteile wie Bänder, Sehnen und Bandscheiben sichtbar zu machen um nachher eine gute Diagnose erstellen zu können.

Therapiemöglichkeiten

Die Therapie ist abhängig von der Schwere der Erkrankungen und den damit einhergehenden neurologischen Ausfallerscheinungen. Eine OP wird bei schweren Fällen empfohlen um eine Dekompression des Rückenmarks und damit der Nervenwurzeln zu erreichen. Hier sollte man allerdings auch immer das Narkoserisiko mit dem gegenwärtigen Gesundheitszustand und Alter des Tieres mit abwägen.

Im ersten Schritt und bei frühzeitiger Erkennung wird meist zur konservativen Schmerztherapie geraten. Dabei wird der Hund mit Schmerzmitteln und entzündungshemmenden Medikamenten eingestellt.

Begleitend kann physiotherapeutisch der Krankheitsverlauf positiv beeinflusst und die Situation für den Hund verbessert werden. Wichtig ist, wie weit die Nerven schon geschädigt sind, da sich deren Zellen nicht regenerieren können. Es kommt also darauf an, möglichst früh mit dem Einsatz von physiotherapeutischen Maßnahmen zu beginnen, um die Symptome zu mildern und das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen.

Es gilt wieder Raum für die Nerven zu schaffen und Muskulatur zu erhalten.

Mögliche Maßnahmen können sein:

  • Physiotherapeutische raumschaffende Behandlung im Bereich des lumbosakralen Übergangs um wieder Platz für die Nerven zu schaffen und eine bessere Signalstärke für die Hintergliedmaßen zu schaffen.
  • passive Mobilisation zur Erhaltung der Muskulatur
  • Elektrotherapie zum Erhalt und Aufbau der Muskulatur
  • Lasertherapie zur Schmerzreduktion
  • Taping zur Dekompression

Hilfsmittel

Silikonnägel

Ein häufiges Problem das diese Krankheit mit sich bringt, ist das Zehenschleifen. Oftmals werden die Zehen bis zum Bluten abgeschliffen und das Tragen eines Schuhs zum Schutz der Zehen scheint unumgänglich. Sobald der Hund jedoch einen Schuh trägt, bekommt er keine Impulse mehr durch das Laufen an seinen Ballen (Propriozeption) und die Nervenleitung wird noch weniger angeregt.

Eine andere Alternative sind Silikonnägel die man auf die eigentliche Kralle aufklebt. Damit wird die Kralle geschützt, der Hund aber nicht mit einem Schuh zusätzlich belastet. Wie das genau funktioniert, zeige ich Euch in dem Video.

Kopfgelenke Pferd

Pferde in Stellung und Biegung Reiten

„Mein Pferd verwirft sich im Genick“. „Die Linksbiegung ist auch ein Problem“.
So lauten oftmals die Auskünfte von Pferdebesitzern in meiner Praxis. Oft haben wir beim Reiten Probleme in der Stellung und Biegung des Pferdes. Aber woran liegt das eigentlich?

Das Genick ist ein äußerst sensibler Bereich des Pferde­körpers. Ein Blick auf die Anatomie und Biomechanik hilft zu verstehen, warum eine ­korrekte Einwirkung auf das Pferd so wichtig ist.

„Du musst dein Pferd durchs ­Genick reiten“ – dieser Satz wird im täglichen Training oft falsch verstanden. Wer versucht, durch Handeinwirkung eine bestimmte Kopf-Hals-Haltung zu erzwingen, arbeitet gegen das Pferd. Die Folge sind Verspannungen, Fehlhaltungen und Blockaden, die mit starken Schmerzen einhergehen können.

Hier ist übrigens die YouTube-Variante dieses Artikels, falls du lieber Videos schaust als Texte zu lesen

Die Anatomie

Das Genick des Pferdes besteht aus zwei Kopfgelenken.
Das obere (erste) Kopfgelenk (Art. Atlantoocipitalis) verbindet den Schädel (Occiput) mit dem ersten Halswirbel dem Atlas. Das Gelenk ist ein Ellipsoidgelenk und damit für die Beugung und Streckung des Kopfes zuständig. Blockaden in diesem Bereich oder auch starke Verspannungen der Nackenmuskulatur können zur verminderten Durchblutung des Gehirns und damit zu einer Trigeminus Neuralgie (besser bekannt als „Head- Shaking“) führen. Das Pferd schüttelt dabei, durch den Nervenschmerz verursacht, ständig mit dem Kopf.

Das untere (zweite) Kopfgelenk (Art. Atlantoaxiale) verbindet den 1. Halswirbel (Atlas) mit dem 2. Halswirbel (Axis). Die Verbindung (Gelenk) ist ein Zapfengelenk. Somit ist eine Rotation zwischen beiden Wirbeln möglich. Das heißt der Atlas rotiert um den Axis. Genau dieses Gelenk ist vorrangig für die Stellung unserer Pferde verantwortlich.
Liegt in diesem Bereich eine Blockade vor, kommt es dazu das Pferde sich im Genick verwerfen.

Merk dir diesen Artikel auf Pinterest!

Die Biegung ist eine Kettenreaktion

Ohne korrekte Stellung kann sich der Pferderumpf nicht mehr richtig biegen. Denn im Pferdekörper hängen, wie beim Menschen auch, alle Teile zusammen. Die Drehung im Genick löst eine Kettenreaktion in der Wirbelsäule aus, die sich bis zum Becken fortsetzt. Wenn der Hals des Pferdes bei korrekt gestelltem Genick gebogen wird, kann man von oben gut erkennen, wie diese Biegung bis zur Kruppe wandert.
Sollte also die genannten Probleme bei Reiten auftreten, sollte man einmal das zweite Kopfgelenk (Art. Atlantoaxiale) überprüfen lassen. Manchmal können unsere Pferde einfach nicht das leisten, was wir uns von Ihnen wünschen, weil ein anatomisches Problem vorliegt.

Behandlungsmöglichkeiten

Blockaden in den Kopfgelenken kann man sehr gut manualtherapeutisch, osteopathisch der chiropraktisch behandeln. Entstandene Spasmen oder Atrophien der Muskulatur zwischen dem ersten und zweiten Halswirbel (M. obliquus capitis), die für die Drehbewegung des Kopfes zuständig sind, können zusätzlich durch manuelle Muskeltherapie und/ oder eine entsprechende Tapinganlage gelöst werden. Zudem sollte auch immer eine Reiterschulung vorgenommen werden, die oft die Ursache des Problems ist.

Tapinganlage M. Obliquus capitis


Zum Ausprobieren

Wenn ihr übrigens selbst einmal testen wollt, wie geschmeidig Euer Pferd im Genick bzw. im 2. Kopfgelenk ist, probiert doch einmal folgendes aus:

  1. Stellt Euch unter den Hals Eures Pferdes
  2. Legt Eure Hände links und rechts ungefähr zwei handbreit hinter den Ohren auf den Hals
  3. Eine zweite Person stellt Euer Pferd einmal nach links und nach rechts vorsichtig im Genick
  4. Ihr fühlt jeweils wenn der Wirbel „umspringt“.

    Viel Spaß beim Ausprobieren!

Spinalkanalstenose bei der Katze

Oskar ist ein stolzer 11-Jähriger British Kurzhaar Kater. Er kam vor einiger Zeit in die Praxis mit Lähmungserscheinungen des rechten Hinterbeins. Beim Laufen kippte er oftmals einfach um und hatte massive Koordinationsstörungen in der Hinterhand. Die Muskulatur der Hinterhand war bereits leicht zurück gegangen. Nach eingehender Anamnese lautete mein Verdacht auf eine Spinalkanalstenose. Ohne ein bildgebendes Verfahren wie ein MRT oder CT ist jedoch eine genaue Diagnose nicht möglich. Manchmal macht es jedoch Sinn auf die teuren bildgebenden Verfahren zur verzichten und auf der Basis der Anamnese mit der Therapie zu beginnen.

Eine Spinalkanalstenose ist eine Einengung des Wirbelkanals. Im Wirbelkanal verläuft das Rückenmark. Bei einer Wirbelkanalstenose drücken knöcherne Auswüchse und/oder Weichteile, beispielsweise eine Bandscheibe, auf das Rückenmark. Der Druck auf die Nerven, die dadurch nicht mehr genügend Platz haben, verursacht die Beschwerden. Die Folgen der spinalen Stenose sind ausstrahlende Schmerzen in die Gliedmaßen, Gangstörungen oder Störungen der Feinmotorik.
Die Folge: Unsere Tiere erleben in ihrem Alltag einen zunehmend eingeschränkten Bewegungsradius. Meist passiert das zwischen dem 4. und 5. Lendenwirbel.

Wir begannen mit der Behandlung durch eine manuelle Therapie kombiniert mit der Lasertherapie. Die Laserbestrahlung fördert die Synthese von ATP-Molekülen, welche die Hauptenergiequelle für den Stoffwechsel darstellen, und veranlasst somit eine schnellere und verbesserte Zellteilung, die wiederum biochemische Vorgänge und Heilungsprozesse vorantreibt.

Dazu muss man sagen – Oskar ist ein sehr kooperativer Kater, der gut mitgearbeitet hat.

Heute läuft Oskar wieder weitestgehend stabil und die Lähmungserscheinungen sind verschwunden.

Auch der Besuch auf dem Balkon, macht ihm wieder Freude.

Skelett des Pferdes

Was kann es spannenderes geben, als ein echtes Pferde-Skelett! Echte Knochen sind sehr schwer zu bekommen, da die Präparation sehr aufwendig ist. Hier hatte ich das Vergnügen bei einem Seminar echtes Anschauungsmaterial fotografieren zu können.

Unten ein kleiner Auszug. Man kann sehr schön auf dem ersten Foto sehen, wie der Schädel über den Atlas und den Axis mit der Halswirbelsäule verbunden ist. Oftmals führen Blockaden in diesem Bereich dazu, dass Pferde sich beim Reiten im Genick verwerfen, sich nicht am Genick, zum Beispiel beim Trensen, anfassen lassen wollen oder mit dem Kopf schlagen.

Auf dem zweiten Bild ist das Schulterblatt (Scapula) und der Oberarm (Humerus) zu sehen. Wenn es an Raumgriff, gerade in der Verstärkungen fehlt, kann eine Blockade in diesem Bereich dafür verantwortlich sein.

Auf den folgenden Bilder ist die Brustwirbelsäule zu sehen. Die langen Fortsetze (Proc. Spinosi) bilden den Widerrist unseres Pferdes.

Weiterhin ist der untere Teil einer Vordergliedmaße mit Hufbein, Strahlbein, Kronbein und Fesselbein zu sehen. Diese Knochen halten das Gewicht unsere Pferde die bis zu 1 Tonne schwer werden können. Ein echtes kleines Wunderwerk der Natur.